Laut Hospiz- und Palliativ-Erhebung (HOPE) leiden viele Palliativpatient:innen neben weiteren Problemen unter Schwäche, Appetitmangel, Müdigkeit, Schmerzen, Verstopfung, Luftnot, Anspannung, Angst, Depressivität, Übelkeit und Erbrechen. Viele dieser Symptome stellen Ansatzpunkte für Medizinalcannabis dar. Durch ihre potenziell schmerzlindernden, übelkeitshemmenden, appetitanregenden, entkrampfenden, schlaffördernden, stimmungsaufhellenden und angstlösenden Eigenschaften können Cannabis oder Cannabinoide für Palliativpatient:innen eine sinnvolle Option oder Ergänzung zur Symptomkontrolle sein. Auch wenn die wissenschaftliche Evidenz- bzw. Studienlage in Bezug auf Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit von Cannabis besser sein könnte und eine abschließende Beurteilung des therapeutischen Nutzens aktuell nicht möglich ist, berichten Patient:innen und Ärzt:innen immer häufiger von einer Symptomlinderung und einer besseren Lebensqualität durch eine Therapie mit Medizinalcannabis.
Die zwischen 2017 und 2022 vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) durchgeführte Begleiterhebung zur Anwendung von Cannabisarzneimitteln zeigte bei ca. dreiviertel der Patient:innen unabhängig vom verordneten Präparat eine symptomübergreifende Verbesserung der Beschwerden und eine Zunahme der Lebensqualität. Nebenwirkungen kamen zwar häufig vor, fielen aber überwiegend leicht bis moderat aus und führten nur in ca. 8% der knapp 17.000 vollständigen Datensätzen zu einem Therapieabbruch.
Auch in der pädiatrischen Therapie können Cannabinoide bei schweren Erkrankungen bzw. schwerstkranken Kindern zum Einsatz kommen.
Weiterhin kann der Einsatz von Cannabinoiden bzw. cannabisbasierten Arzneimitteln zu einer Reduzierung von Opioiden und anderen Begleitmedikamenten und damit eventuell auch zu einer Reduktion ihrer Nebenwirkungen führen. Generell ist der Einsatz von Medizinalcannabis als individuell zu betrachten und sollte in enger Abstimmung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen erfolgen.