Cannabis Kostenübernahme – Zahlt die Krankenkasse?







Verfasst von: Janina Horn

Lesezeit: 11 Minuten

Veröffentlicht am: 21.06.2024

Verfasst von: Janina Horn

Lesezeit: 11 Minuten

Veröffentlicht am: 21.06.2024




Die Kostenübernahme von medizinischem Cannabis durch die Krankenkassen ist ein komplexer Prozess, der sorgfältige Planung und detaillierte Dokumentation erfordert.

Für Ärzte, Apotheker und Patienten ist es entscheidend, die spezifischen Voraussetzungen und Anforderungen zu kennen, um eine Ablehnung zu vermeiden. 

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die notwendigen Schritte und bietet wertvolle Tipps zur erfolgreichen Beantragung der Kostenübernahme. Erfahren Sie, welche Erkrankungen als schwerwiegend eingestuft werden, welche Formen von medizinischem Cannabis übernommen werden und wie Sie den Antrag optimal vorbereiten, um die Chancen auf eine Genehmigung zu maximieren.


Cannabis Kostenübernahme Aneitung


INHALTSVERZEICHNIS


Wie funktioniert die Kostenübernahme von medizinischem Cannabis?

Welche Erkrankungen berechtigen zur Kostenübernahme von Cannabis auf Rezept?

Was sind die möglichen Nebenwirkungen bei der Verwendung von medizinischem Cannabis?

Welche Formen von medizinischem Cannabis werden von der Krankenkasse übernommen?

Tipps zur Vermeidung von Ablehnungen

FAQ


Wie funktioniert die Kostenübernahme von medizinischem Cannabis durch die Krankenkasse?


Die Kostenübernahme von medizinischem Cannabis durch die gesetzliche Krankenkasse erfolgt in mehreren Schritten, die Patienten, Ärzte und Apotheker beachten müssen:

Voraussetzungen für die Kostenübernahme

  1. Der Patient muss an einer schwerwiegenden Erkrankung leiden. Der Gesetzgeber definiert dies als lebensbedrohlich oder als Zustand, der die Lebensqualität dauerhaft und nachhaltig beeinträchtigt.
  2. Es dürfen keine alternativen Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen, oder diese müssen bereits ausgeschöpft worden sein. Alternativen, die aufgrund von Kontraindikationen oder Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln nicht infrage kommen, zählen ebenfalls dazu.
  3. Es muss eine Aussicht auf eine spürbare und positive Verbesserung der Symptomatik oder des Krankheitsverlaufs durch die Cannabistherapie bestehen.

Antrag auf Kostenübernahme

  1. Der Patient oder sein bevollmächtigter Vertreter muss einen Antrag auf Kostenübernahme bei der privaten oder gesetzlichen Krankenkasse stellen, bevor die Erstverordnung erfolgt.
  2. Der behandelnde Arzt sollte den Antrag möglichst detailliert ausfüllen. Dazu gehören Angaben zur Erkrankung, bisherigen Behandlungen, geplanten Cannabistherapie (inklusive Sorte, Art der Anwendung und Dosierung) sowie die Begründung, warum Cannabis die beste Behandlungsoption darstellt.
  3. Es ist empfehlenswert, Studien und wissenschaftliche Literatur beizufügen, die die Wirksamkeit der Cannabistherapie im spezifischen Fall unterstützen.

Prüfung durch die Krankenkasse

  1. Nach Einreichung des Antrags hat die Krankenkasse drei Wochen Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Falls der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) eingeschaltet wird, verlängert sich die Frist auf fünf Wochen.
  2. In palliativen Fällen muss die Krankenkasse innerhalb von drei Tagen entscheiden.

Entscheidung und Weiteres Vorgehen

  1. Wird der Antrag genehmigt, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die verordnete Cannabistherapie.
  2. Falls der Antrag abgelehnt wird, erhält der Patient eine schriftliche Begründung. Der Patient hat dann vier Wochen Zeit, um Widerspruch einzulegen. Sollte der Widerspruch ebenfalls abgelehnt werden, besteht die Möglichkeit, Klage beim zuständigen Sozialgericht einzureichen.

Besonderheiten bei der Verordnung

Ein Neuantrag ist nur erforderlich, wenn ein Wechsel der Darreichungsform (z.B. von Extrakten zu getrockneten Blüten) vorgesehen ist. Änderungen der Dosis oder der Blütensorte erfordern keinen neuen Antrag.

Zusammengefasst:

Die Kostenübernahme von medizinischem Cannabis durch die Krankenkasse erfordert eine gründliche Vorbereitung und detaillierte Dokumentation. Es ist wichtig, dass Ärzte und Apotheker den Patienten unterstützen, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt und die Chancen auf Genehmigung maximiert werden.

Für ausführliche Informationen und kompetente Unterstützung zur Kostenübernahme von medizinischem Cannabis durch die Krankenkasse, wenden Sie sich an unsere Experten der kostenlosen Hotline der Cannamedical Pharma.


Welche Erkrankungen berechtigen zur Kostenübernahme von Cannabis auf Rezept?


Zur Kostenübernahme von medizinischem Cannabis auf Rezept durch die gesetzliche Krankenkasse berechtigen in der Regel schwerwiegende Erkrankungen, für die keine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung zur Verfügung steht oder diese aufgrund von Nebenwirkungen nicht angewendet werden können. 

Die häufigsten Indikationen, bei denen Cannabis als Medizin infrage kommt, sind:

  • Chronische oder neuropathische Schmerzen: Schmerzsyndrome, die auf herkömmliche Schmerztherapien nicht ausreichend ansprechen. Ein geeigneter Strain wäre z.B. Gorilla Glue #4.
  • Spastiken: Insbesondere bei Multipler Sklerose, aber auch bei anderen neurologischen Erkrankungen.
  • Epilepsie: Vor allem bei therapierefraktären Epilepsieformen.
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust: Zum Beispiel bei HIV/AIDS oder Krebserkrankungen. Oft verschrieben wird hierfür z.B. Gelato Dream
  • Übelkeit und Erbrechen: Vor allem im Rahmen von Chemotherapien bei Krebspatienten.
  • Angststörungen und Schlafstörungen: Wenn andere Therapien nicht wirksam sind oder nicht toleriert werden.
  • ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) und Tourette-Syndrom: In Fällen, in denen herkömmliche Therapien versagen oder nicht vertragen werden.

Es ist wichtig, dass die individuelle medizinische Situation des Patienten eine positive Prognose für die Cannabistherapie aufweist. Die Aussicht auf eine spürbare Verbesserung der Symptome oder des Krankheitsverlaufs muss gegeben sein.

Für eine erfolgreiche Kostenübernahme sollten Ärzte detaillierte Begründungen und gegebenenfalls Studien oder Literaturhinweise zur Unterstützung des Antrags einreichen.


Was sind die möglichen Nebenwirkungen bei der Verwendung von medizinischem Cannabis?


Die Verwendung von medizinischem Cannabis kann verschiedene Nebenwirkungen verursachen. Zu den häufigsten zählen:

  • Psychische Effekte: Dazu gehören Schwindel, Benommenheit, und in manchen Fällen Angst oder Paranoia. Diese Effekte sind oft dosisabhängig und können durch eine Anpassung der Dosis gemindert werden.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Einige Patienten berichten über Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit.
  • Gastrointestinale Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen und Mundtrockenheit können auftreten.
  • Kardiovaskuläre Effekte: Erhöhter Herzschlag (Tachykardie) und Blutdruckschwankungen sind möglich, insbesondere bei höheren Dosen.
  • Respiratorische Symptome: Bei der Inhalation von Cannabis (Rauchen oder Verdampfen) können Husten und andere Atemwegsreizungen auftreten.
  • Psychomotorische Beeinträchtigungen: Verlangsamte Reaktionszeiten und Beeinträchtigungen der motorischen Fähigkeiten, was insbesondere beim Bedienen von Maschinen oder beim Autofahren relevant ist.
  • Müdigkeit und Sedierung: Diese Effekte können bei einigen Patienten stark ausgeprägt sein.

Mehr zu der Wirkung von THC im Gehirn, den möglichen Persönlichkeitsveränderungen von Cannabis und warum diese bei korrekter Dosierung nicht auftreten müssen, erfahren Sie hier.

Es ist wichtig, dass Patienten und Sie als behandelnde Ärzte die möglichen Nebenwirkungen und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität sorgfältig abwägen und die Therapie entsprechend anpassen. Eine langsame Dosissteigerung und die Wahl der geeigneten Cannabis Konsumform können helfen, Nebenwirkungen zu minimieren.


Welche Formen von medizinischem Cannabis werden von der Krankenkasse übernommen?


Die Krankenkassen übernehmen verschiedene Formen von medizinischem Cannabis, vorausgesetzt, die notwendigen Anträge werden genehmigt.

Das sind die Hauptformen, die erstattet werden können:

  • Getrocknete Blüten: Diese können inhaliert (geraucht oder verdampft) oder zur Zubereitung von Tees verwendet werden. Die Dosierung und Sortenauswahl erfolgt in Absprache mit dem behandelnden Arzt, basierend auf den individuellen Bedürfnissen des Patienten.
  • ExtrakteCannabis-Extrakte, die meist in Form von Ölen oder Tropfen angeboten werden, bieten eine genauere Dosierung und sind oft einfacher in der Anwendung. Sie können oral eingenommen oder in Nahrungsmittel integriert werden.
  • Dronabinol: Dieser Wirkstoff, ein synthetisches THC, ist in Kapselform oder als Lösung erhältlich. Dronabinol wird oft bei Patienten eingesetzt, die eine präzise und standardisierte Dosierung benötigen.
  • Nabilon: Ein synthetisches Cannabinoid, das in Kapselform verfügbar ist. Es wird insbesondere zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen eingesetzt, die durch Chemotherapie verursacht werden.

Diese verschiedenen Darreichungsformen ermöglichen eine flexible und patientenindividuelle Therapie.

Ärzte und Apotheker sollten bei der Auswahl der geeigneten Form und Dosierung eng mit dem Patienten zusammenarbeiten, um die bestmögliche therapeutische Wirkung zu erzielen. Die Kostenübernahme durch die Krankenkasse setzt voraus, dass vorab ein entsprechender Antrag gestellt und genehmigt wurde.

Sie benötigen Untersttzung bei der Auswahl der passenden Cannabis-Form? Die Expertern der Hotline der Cannamedical Pharma unterstützen Sie gerne dabei!



Hand hält Fläschchen mit Cannabisöl

Tipps zur Vermeidung von Ablehnungen


Um die Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung Ihres Antrags auf Kostenübernahme für medizinisches Cannabis durch die Krankenkasse zu minimieren, sind folgende Schritte entscheidend:

1. Sorgfältige Dokumentation und Begründung

  • Detaillierte Anamnese: Erfassen Sie die Krankengeschichte umfassend, einschließlich aller bisherigen Therapien und deren Ergebnisse.
  • Gründliche Begründung: Erklären Sie klar, warum medizinisches Cannabis die beste Behandlungsoption ist, und warum vorherige Therapien nicht erfolgreich waren.

2. Zusammenarbeit mit dem Patienten

  • Gemeinsames Ausfüllen des Antrags: Arbeiten Sie eng mit dem Patienten zusammen, um den Antrag vollständig und korrekt auszufüllen.
  • Formulare nutzen: Verwenden Sie spezifische Fragebögen und Antragsformulare der Krankenkasse für eine strukturierte Übermittlung aller Informationen.

3. Einbeziehung aktueller Studien und Literatur

  • Studienlage darstellen: Fügen Sie wissenschaftliche Studien bei, die die Wirksamkeit von Cannabis bei der entsprechenden Indikation belegen.
  • Erfahrungsberichte: Nutzen Sie, wenn möglich, Erfahrungsberichte von Patienten mit ähnlichen Diagnosen.

4. Nachweis über alternative Therapien

  • Alternative Therapien dokumentieren: Zeigen Sie, dass alle alternativen Behandlungsoptionen ausgeschöpft wurden oder nicht geeignet sind.
  • Kontraindikationen erläutern: Erklären Sie, warum andere Therapien wegen Kontraindikationen oder Nebenwirkungen nicht in Frage kommen.

5. Präzise und realistische Behandlungsziele

  • Klare Zielsetzung: Formulieren Sie messbare Behandlungsziele, wie die Verbesserung spezifischer Symptome oder der Lebensqualität.
  • Langzeitplanung: Beschreiben Sie einen langfristigen Behandlungsplan und die Rolle von Cannabis darin.

6. Kommunikation mit der Krankenkasse

  • Frühzeitige Kontaktaufnahme: Klären Sie frühzeitig offene Fragen mit der Krankenkasse und besprechen Sie den Ablauf des Antragsverfahrens.
  • Einspruch bei Ablehnung: Legen Sie bei einer Ablehnung umgehend Widerspruch ein und ergänzen Sie eventuell fehlende Informationen.

7. Unterstützung durch Experten

  • Fachkundige Beratung: Ziehen Sie rechtliche Beratung oder spezialisierte Dienstleister hinzu, wenn der Antrag wiederholt abgelehnt wird.
  • Netzwerke nutzen: Nutzen Sie Kontakte zu Ärzten und Fachleuten mit Erfahrung im Beantragen von medizinischem Cannabis.

Durch eine gründliche, gut dokumentierte und wissenschaftlich untermauerte Antragstellung erhöhen Sie die Chancen auf eine erfolgreiche Kostenübernahme erheblich.


FAQ zum Thema Kostenübernahme


Im Folgenden finden Sie Antworten auf weitere Fragen zum Thema.

Zahlt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für medizinisches Cannabis?

Unter bestimmten Voraussetzungen können die Kosten für medizinisches Cannabis von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden, wenn ein Arzt es verschreibt und die Krankenkasse die Genehmigung erteilt.

Wie erfolgt die Beantragung der Kostenübernahme bei der Krankenkasse?

Die Beantragung der Kostenübernahme für medizinisches Cannabis bei der Krankenkasse erfolgt durch den behandelnden Arzt, der ein Rezept ausstellt und den Antrag bei der Krankenkasse einreicht.

Welche Rolle spielt Dronabinol in der Therapie mit Cannabis?

Dronabinol ist ein synthetisch hergestellter Wirkstoff, der in der Therapie mit Cannabis eingesetzt werden kann, um bestimmte Symptome zu lindern. Die Kosten für Dronabinol können ebenfalls von der Krankenkasse übernommen werden.

Welche Formen von medizinischem Cannabis werden von der Krankenkasse unterstützt?

Die Krankenkasse unterstützt die Kostenübernahme für medizinisches Cannabis in Form von getrockneten Blüten oder Extrakten, die ärztlich verordnet wurden.

Welche positiven Auswirkungen kann eine Therapie mit Cannabis auf den Krankheitsverlauf haben?

Eine Therapie mit Cannabis kann eine spürbare positive Auswirkung auf den Krankheitsverlauf und die Symptome haben, insbesondere bei Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen oder in der Palliativversorgung.

Welche gesetzlichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die Krankenkasse die Kosten für medizinisches Cannabis übernimmt?

Gemäß § 6 SGB V können die Kosten für medizinisches Cannabis von der Krankenkasse übernommen werden, wenn bestimmte gesetzliche Voraussetzungen erfüllt sind und ein Arzt es verschrieben hat.

Kann CBD auch auf Rezept von der Krankenkasse erstattet werden?

CBD kann ebenfalls auf ärztliche Verordnung hin von der Krankenkasse erstattet werden, wenn es Teil einer medizinischen Therapie ist und die Kostenübernahme genehmigt wurde.







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