Cannabis bei chronischen Schmerzen: So wirkt es






Verfasst von: Janina Horn

Lesezeit: 12 Minuten

Veröffentlicht am: 06.06.2025

Verfasst von: Janina Horn

Lesezeit: 12 Minuten

Veröffentlicht am: 06.06.2025



Immer mehr Ärztinnen und Ärzte setzen Cannabis bei chronischen Schmerzen ein – als Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Schmerzmitteln. Besonders bei schwer behandelbaren Formen wie neuropathischen Schmerzen zeigt Cannabis in der Praxis und in Studien vielversprechende Effekte. 

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist eine sorgfältige Auswahl des Produkts, die passende Darreichungsform und eine individuelle Dosierung. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Cannabis auf Schmerzen wirkt – und worauf Sie bei der Verordnung achten sollten.


INHALTSVERZEICHNIS


Cannabis bei chronischen Schmerzen: Wirkung erklärt

Erkrankungen, die von der Verwendung von Cannabis profitieren

Dosierung von Cannabis bei chronischen Schmerzen

Cannabisprodukte in der Schmerztherapie: Übersicht

Nebenwirkungen bei der Verwendung von medizinischem Cannabis

Cannabis in Deutschland: Rechtliche Situation

FAQ zum Thema Cannabis bei chronischen Schmerzen

Quellen



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Cannabis bei chronischen Schmerzen: Wirkung erklärt


Cannabis kann bei chronischen Schmerzen eine wirksame Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Schmerzmitteln darstellen. Die enthaltenen Wirkstoffe THC und CBD interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System und beeinflussen die Schmerzwahrnehmung auf unterschiedliche Weise. Insbesondere bei neuropathischen Schmerzen kann es positive Effekte haben.

Was sind die Wirkstoffe in Cannabis?

Die Hanfpflanze enthält über 100 Cannabinoide, von denen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) die bekanntesten sind. THC ist psychoaktiv und verantwortlich für den “High”-Effekt, während CBD nicht berauschend wirkt. Beide Substanzen binden an die Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) im Körper und modulieren so Schmerzsignale, Entzündungen und andere physiologische Prozesse

Wie beeinflussen THC und CBD die Schmerztherapie?

THC aktiviert CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem, was zu einer Verringerung der Schmerzwahrnehmung führen kann. Es wirkt auch muskelentspannend und appetitanregend.

CBD hingegen hat entzündungshemmende Eigenschaften und ergänzt die Wirkung von THC, wodurch Nebenwirkungen wie Angst oder Paranoia reduziert werden können. Die Kombination beider Wirkstoffe, wie im Medikament Nabiximols (Sativex), wird zum Beispiel zur Behandlung von Schmerzen bei Multipler Sklerose eingesetzt. 

Wie wirkt Cannabis auf neuropathische Schmerzen?

Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigungen des Nervensystems und sind oft schwer zu behandeln.

Studien zeigen, dass Cannabis, insbesondere THC, die Schmerzintensität bei neuropathischen Schmerzen reduzieren kann. Die Wirkung tritt meist innerhalb von Minuten nach Inhalation ein und hält mehrere Stunden an. CBD kann zusätzlich entzündungshemmend wirken und die Schmerzlinderung unterstützen.


Erkrankungen, die von der Verwendung von Cannabis profitieren


Die folgenden Erkrankungen können von der Anwendung von Cannabis profitieren:

Chronische Schmerzen

Cannabis wird häufig zur Linderung chronischer Schmerzen eingesetzt, insbesondere wenn herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichend wirken. THC kann die Schmerzwahrnehmung reduzieren, während CBD entzündungshemmende Eigenschaften besitzt.

Diese Kombination kann bei Erkrankungen wie Arthritis, Rückenschmerzen oder neuropathischen Schmerzen hilfreich sein.

Multiple Sklerose (MS)

Bei MS-Patienten kann Cannabis Muskelspastiken und Schmerzen lindern. Das Mundspray Sativex, das THC und CBD enthält, ist zum Beispiel in mehreren Ländern für die Behandlung von Spastik bei MS zugelassen.

Übelkeit und Erbrechen

Cannabis kann Übelkeit und Erbrechen, insbesondere im Zusammenhang mit Chemotherapie, reduzieren. THC-haltige Medikamente wie Dronabinol werden in solchen Fällen eingesetzt, wenn andere Antiemetika nicht ausreichend wirken.

Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust

Bei Patienten mit HIV/AIDS oder Krebs kann Cannabis den Appetit anregen und Gewichtsverlust entgegenwirken. THC stimuliert das Hungerzentrum im Gehirn, was zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme führen kann.

Epilepsie

CBD hat antikonvulsive Eigenschaften und kann bei bestimmten Epilepsieformen, wie dem Dravet-Syndrom oder dem Lennox-Gastaut-Syndrom, die Anfallshäufigkeit reduzieren. Das Medikament Epidiolex, das CBD enthält, ist in den USA und der EU für diese Indikationen zugelassen.

Weitere potenzielle Anwendungsgebiete

Es gibt Hinweise darauf, dass Cannabis bei weiteren Erkrankungen hilfreich sein könnte, darunter:

  • Parkinson-Krankheit: Linderung von Tremor und Steifheit
  • Tourette-Syndrom: Reduktion von Tics
  • Entzündliche Darmerkrankungen: Verminderung von Entzündungen und Schmerzen
  • Schlafstörungen: Verbesserung der Schlafqualität


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Dosierung von Cannabis bei chronischen Schmerzen


Die Dosierung von medizinischem Cannabis bei chronischen Schmerzen erfordert eine individuelle Anpassung, die auf der Erfahrung des Patienten, der gewählten Darreichungsform und dem spezifischen Krankheitsbild basiert. Ein langsames Einschleichen der Dosis ist entscheidend, um Nebenwirkungen zu minimieren und die optimale therapeutische Wirkung zu erzielen.

Startdosierung und Titration

Beginnen Sie die Therapie mit einer niedrigen Dosis, beispielsweise 2–3 mg THC pro Tag. Bei guter Verträglichkeit kann die Dosis alle zwei Tage um 2,5 mg THC erhöht werden, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist. Eine adäquate Dosierung wird in der Regel innerhalb von 2–4 Wochen erkennbar. 

Applikationsformen

Cannabis kann in verschiedenen Konsumformen verabreicht werden:

  • Inhalation: Die Wirkung tritt schnell ein, hält jedoch kürzer an. Diese Methode eignet sich für akute Schmerzspitzen.
  • Orale Einnahme (Extrakte oder Kapseln): Die Wirkung setzt verzögert ein, hält aber länger an. Diese Form ist besonders geeignet für die Behandlung chronischer Schmerzen und unterstützt die Compliance, insbesondere bei älteren Patienten.

Dosierungsempfehlungen

  • Cannabisblüten: Startdosis von 0,05–0,1 g pro Tag, Steigerung bis maximal 3 g pro Tag.
  • THC (Dronabinol): Anfangsdosis von 1,7–2,5 mg pro Tag, Steigerung bis maximal 30 mg pro Tag.
  • CBD: Bei der Linderung chronischer Schmerzen kann mit einer Dosis von 20–40 mg CBD pro Tag begonnen werden. Nach einer Woche kann die Dosis um 5 mg erhöht werden, bis eine spürbare Verbesserung eintritt. 

Monitoring und Anpassung

Empfehlen Sie Ihren Patienten, ein Patiententagebuch zu führen, in dem sie die eingenommene Menge, die Intensität der Beschwerden und eventuelle Nebenwirkungen dokumentieren. Dies erleichtert die individuelle Anpassung der Dosierung und unterstützt die Therapieüberwachung.

Bitte beachten Sie, dass die Anwendung von medizinischem Cannabis individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte. Sprechen Sie mit Ihren Patienten über die Möglichkeiten und Risiken einer Cannabis-basierten Schmerztherapie.

Für eine gezielte Auswahl geeigneter Cannabispräparate zur Schmerztherapie empfehlen wir Ihnen, sich einen Überblick über die verfügbaren Kultivare und deren spezifische Wirkstoffprofile zu verschaffen. Ergänzend dazu finden Sie alle aktuellen Produkte in unserem Sortiment mit detaillierten Informationen zu THC- und CBD-Gehalt sowie Darreichungsformen. Wenn Sie direkten Zugriff auf Preise, Verfügbarkeiten und Bestellmöglichkeiten wünschen, registrieren Sie sich bitte im Fachbereich/Shop für medizinisches Fachpersonal.


Cannabisprodukte in der Schmerztherapie: Übersicht


In der Schmerztherapie stehen Ihnen verschiedene Cannabisprodukte zur Verfügung, die sich in Zusammensetzung, Wirkstoffgehalt und Applikationsform unterscheiden. Eine fundierte Kenntnis dieser Unterschiede ermöglicht es Ihnen, individuell auf die Bedürfnisse Ihrer Patienten einzugehen und eine effektive Therapie zu gestalten.

Was sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Cannabisprodukten?

Die folgenden Produkte kommen am häufigsten vor:

  • Cannabisblüten: Cannabisblüten sind getrocknete Pflanzenteile mit variierenden Gehalten an THC und CBD. Sie werden häufig inhaliert, was zu einem schnellen Wirkungseintritt führt. Allerdings kann die Dosierung aufgrund natürlicher Schwankungen in der Wirkstoffkonzentration variieren.
  • Cannabisextrakte: Diese standardisierten Präparate enthalten definierte Mengen an Cannabinoiden und ermöglichen eine präzise Dosierung. Sie werden oral eingenommen und bieten eine längere Wirkungsdauer, was sie für die Behandlung chronischer Schmerzen geeignet macht.
  • Synthetische Cannabinoide: Dronabinol (synthetisches THC) und Nabilon sind pharmazeutisch hergestellte Cannabinoide mit konstantem Wirkstoffgehalt. Sie sind als Kapseln oder Tropfen erhältlich und bieten eine kontrollierte Dosierung.
  • Nabiximols (Sativex): Dieses Mundspray enthält eine Kombination aus THC und CBD in einem festgelegten Verhältnis. Es wird über die Mundschleimhaut aufgenommen und ist für bestimmte Indikationen wie Spastik bei Multipler Sklerose zugelassen.

Wie wählt man das richtige Cannabisprodukt gegen Schmerzen?

Die Wahl des passenden Cannabisprodukts gegen Schmerzen sollte auf einer sorgfältigen Bewertung der individuellen Bedürfnisse und medizinischen Bedingungen Ihrer Patienten basieren. Berücksichtigen Sie dabei Faktoren wie die Art und Intensität der Schmerzen, bisherige Therapieerfahrungen und mögliche Kontraindikationen:

  • Akute Schmerzen: Inhalative Anwendungen von Cannabisblüten können aufgrund des schnellen Wirkungseintritts vorteilhaft sein.
  • Chronische Schmerzen: Orale Cannabisextrakte oder synthetische Cannabinoide bieten eine gleichmäßige Wirkstofffreisetzung und sind für eine langfristige Therapie geeignet.
  • Neuropathische Schmerzen: Produkte mit einem ausgewogenen Verhältnis von THC zu CBD, wie Nabiximols, können hier besonders wirksam sein.

Bitte beachten Sie, dass die Anwendung von medizinischem Cannabis individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte. Sprechen Sie mit Ihren Patienten über die Möglichkeiten und Risiken einer Cannabis-basierten Schmerztherapie.


Nebenwirkungen bei der Verwendung von medizinischem Cannabis


Medizinisches Cannabis kann bei chronischen Schmerzen helfen, ruft jedoch teils unerwünschte Wirkungen hervor. Häufig treten Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit oder psychische Symptome wie Angst auf – vor allem bei THC-reichen Produkten.

Wie kann man Nebenwirkungen bei der Dosierung vermeiden?

Um Nebenwirkungen zu minimieren, sollten Sie das Prinzip „Start low, go slow“ anwenden:Beginnen Sie mit einer niedrigen Dosis und steigern Sie diese langsam.

  • Bevorzugen Sie Produkte mit ausgewogenem THC- und CBD-Gehalt, da CBD die psychoaktiven Effekte von THC mildern kann.
  • Wählen Sie die geeignete Applikationsform
  • Überwachen Sie Ihre Patienten regelmäßig und passen Sie die Dosierung individuell an.

Eine sorgfältige Auswahl der Patienten und eine enge ärztliche Begleitung sind entscheidend, um die Therapie mit medizinischem Cannabis sicher und effektiv zu gestalten.


Cannabis in Deutschland: Rechtliche Situation


Seit dem 1. April 2024 ist medizinisches Cannabis in Deutschland nicht mehr im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) gelistet. Sie können es auf einem regulären eRezept verordnen – ohne BtM-Formular. Voraussetzung bleibt: Die Patientin oder der Patient leidet an einer schwerwiegenden Erkrankung, und andere Therapien schlagen nicht an oder sind nicht möglich. Die gesetzliche Krankenkasse kann unter bestimmten Bedingungen die Kosten übernehmen.

Mit dem neuen Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG) wurde die Rechtslage deutlich vereinfacht. Die bisherigen bürokratischen Hürden seit Inkrafttreten des „Cannabis-als-Medizin“-Gesetzes 2017 wurden damit deutlich gesenkt.


FAQ zum Thema Cannabis bei chronischen Schmerzen


Im Folgenden finden Sie Antworten auf weitere Fragen zum Thema.

Wie wirkt Cannabis gegen chronische Schmerzen?

Cannabis wirkt durch die Interaktion mit endocannabinoiden Rezeptoren im Körper, was zu einer Linderung von Schmerzen führen kann. Die Cannabinoide THC und CBD sind die Hauptbestandteile, die therapeutische Effekte bieten.

Welche Indikationen gibt es für die medizinische Verwendung von Cannabis?

Cannabis wird häufig zur Behandlung von chronischen Schmerzen, Nervenschmerzen, Arthritis und Schlafstörungen eingesetzt. Die Wirksamkeit kann bei verschiedenen Erkrankungen variieren, und eine ärztliche Beratung ist wichtig.

Was sagt die Studienlage zur Wirksamkeit von Cannabis als Schmerzmittel?

Aktuelle Studien zeigen, dass Cannabis in der Schmerztherapie wirksam sein kann, insbesondere bei chronischen Schmerzen und bestimmten Erkrankungen wie Morbus Crohn. Eine systematic review and meta-analysis hat einige positive Ergebnisse veröffentlicht.

Ist Cannabis auf Rezept erhältlich?

Ja, in Deutschland ist Cannabis seit 2017 auf Rezept erhältlich. Patienten, die an bestimmten Indikationen leiden, können Cannabis als Arzneimittel erhalten, nachdem ein Arzt eine entsprechende Verordnung ausgestellt hat.

Welche Nebenwirkungen können bei der Verwendung von THC auftreten?

Die Nebenwirkungen von THC können unter anderem Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und Schwindel umfassen. Es ist wichtig, die Dosierung mit einem Arzt zu besprechen, um unerwünschte Effekte zu minimieren.

Wie kann Cannabis dabei helfen, Schlafstörungen zu lindern?

Cannabis kann die Schlafqualität verbessern, indem es die Zeit zum Einschlafen verkürzt und die Gesamtschlafdauer erhöht. Die beruhigenden Eigenschaften von THC können besonders hilfreich für Menschen mit Schlafstörungen sein.

Kann Cannabis auch bei Arthritis Schmerzen lindern?

Ja, viele Menschen mit Arthritis berichten von einer Schmerzlinderung durch die Verwendung von Cannabis. Die entzündungshemmenden Eigenschaften der Cannabinoide können helfen, die Symptome zu reduzieren.

Was ist die Rolle von Cannabinoiden in der Schmerztherapie?

Cannabinoide wie THC und CBD interagieren mit dem Endocannabinoid-System, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Schmerzempfindungen spielt. Diese Interaktion kann dazu beitragen, chronische Schmerzen zu lindern.

Ist Cannabis ein Allheilmittel gegen Schmerzen?

Cannabis ist kein Allheilmittel und sollte als Teil eines umfassenden Schmerzmanagementplans betrachtet werden. Es kann jedoch eine wertvolle Ergänzung zu herkömmlichen Schmerzmitteln sein, insbesondere für Menschen mit chronischen Schmerzen.







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