Verfasst von: Janina Horn
Lesezeit: 11 Minuten
Veröffentlicht am: 20.05.2025
Verfasst von: Janina Horn
Lesezeit: 11 Minuten
Veröffentlicht am: 20.05.2025
Medizinisches Cannabis in der Schmerztherapie eröffnet Ärzten neue Behandlungsoptionen, wenn klassische Ansätze nicht ausreichen oder schlecht vertragen werden. Insbesondere bei chronischen und neuropathischen Schmerzen kann Cannabis positive Effekte auf Symptomlinderung und Lebensqualität haben.
Als Arzt können Sie Cannabisarzneimittel gezielt einsetzen, um individuelle Therapieziele besser zu erreichen. Hier erhalten Sie einen kompakten Überblick zu Wirkstoffen, Indikationen und wichtigen Aspekten der Verordnung.
Die Cannabispflanze enthält über 100 verschiedene Cannabinoide, von denen Δ⁹-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) die bekanntesten und am besten erforschten sind. Darüber hinaus gibt es weitere Cannabinoide wie Cannabigerol (CBG), Cannabinol (CBN) und Cannabichromen (CBC), deren therapeutisches Potenzial zunehmend untersucht wird. Diese Substanzen interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System, das eine zentrale Rolle in der Schmerzmodulation spielt.
THC ist der psychoaktive Hauptbestandteil von Cannabis und entfaltet seine Wirkung hauptsächlich über die Aktivierung von CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Es kann Schmerzen lindern, den Appetit anregen und Übelkeit reduzieren, ist jedoch auch für die berauschenden Effekte verantwortlich.
CBD hingegen wirkt nicht psychoaktiv und beeinflusst das Endocannabinoid-System auf andere Weise. Es moduliert die Wirkung von THC und kann entzündungshemmende, angstlösende und antikonvulsive Effekte haben. Zudem kann CBD die schmerzlindernde Wirkung von THC verstärken, wodurch niedrigere THC-Dosen erforderlich sind.
Bei der Behandlung chronischer Schmerzen, insbesondere neuropathischer Schmerzen, zeigen Kombinationen von THC und CBD die größte Wirksamkeit. Präparate wie Nabiximols (Sativex), die standardisierte Mengen beider Cannabinoide enthalten, werden erfolgreich zur Linderung von Spastik und Schmerzen bei Multipler Sklerose eingesetzt.
Darüber hinaus werden Cannabinoide wie CBG und CBN auf ihr schmerzlinderndes Potenzial hin untersucht, wobei weitere klinische Studien erforderlich sind, um ihre Wirksamkeit zu bestätigen.
Medizinisches Cannabis findet in Deutschland zunehmend Anwendung bei verschiedenen schwerwiegenden Erkrankungen, insbesondere wenn konventionelle Therapien nicht ausreichend wirksam sind oder mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen.
Als Arzt können Sie Cannabisarzneimittel wie Dronabinol, Nabilon, getrocknete Cannabisblüten oder -extrakte verordnen. Die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
Die häufigste Indikation für medizinisches Cannabis ist die Behandlung chronischer Schmerzen. Laut einer Erhebung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden in über 76 % der Fälle Cannabis gegen Schmerzen eingesetzt. Besonders bei neuropathischen Schmerzen, die oft schwer behandelbar sind, kann Cannabis eine sinnvolle Ergänzung oder Alternative zu herkömmlichen Analgetika darstellen.
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) oder anderen neurologischen Erkrankungen profitieren häufig von der spastiklösenden Wirkung von Cannabis. Präparate wie Nabiximols, ein Mundspray mit THC und CBD, sind speziell für die Behandlung von Spastik bei MS zugelassen.
Cannabis kann auch bei Übelkeit und Erbrechen infolge von Chemotherapie hilfreich sein. Insbesondere wenn herkömmliche Antiemetika nicht ausreichend wirken, kann die Verordnung von Cannabisarzneimitteln wie Dronabinol oder Nabilon in Erwägung gezogen werden.
Bei Patienten mit HIV/AIDS oder Krebserkrankungen kann Cannabis den Appetit steigern und somit helfen, Gewichtsverlust entgegenzuwirken. Diese Wirkung wird vor allem dem THC-Anteil zugeschrieben.
Für bestimmte Formen der Epilepsie, wie das Lennox-Gastaut- oder Dravet-Syndrom, kann Cannabidiol eine wirksame Therapieoption sein. In Deutschland ist beispielsweise das CBD-haltige Präparat Epidiolex® für diese Indikationen zugelassen.
Obwohl die Evidenzlage noch begrenzt ist, wird der Einsatz von medizinischem Cannabis auch bei folgenden Erkrankungen diskutiert:
Bitte beachten Sie, dass für diese Indikationen derzeit nur begrenzte wissenschaftliche Belege vorliegen.
Wenn Sie sich einen Überblick über verschiedene Cannabis-Kultivare und deren potenzielle Einsatzmöglichkeiten verschaffen möchten, finden Sie eine umfassende Übersicht auf der Seite Kultivare von Cannamedical. Detaillierte Informationen zu verfügbaren Produkten, darunter Blüten und Extrakte mit unterschiedlichen Wirkstoffprofilen, erhalten Sie unter Produkte von Cannamedical. Darüber hinaus können Sie sich für weiterführende Inhalte und aktuelle Fachinformationen direkt im Fachbereich für Ärzte und Apotheker registrieren.
Seit dem Inkrafttreten des Medizinal-Cannabisgesetzes (MedCanG) am 1. April 2024 dürfen Sie als approbierter Arzt medizinisches Cannabis verordnen, ohne dass es als Betäubungsmittel gilt. Die Verschreibung erfolgt auf einem regulären Rezept gemäß der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV).
Für gesetzlich Versicherte besteht ein Anspruch auf Versorgung mit Cannabisarzneimitteln, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
Bitte beachten Sie, dass für bestimmte Facharztgruppen mit speziellen Zusatzbezeichnungen, wie z. B. Palliativmedizin oder spezielle Schmerztherapie, keine Vorabgenehmigung der Krankenkasse erforderlich ist .
Die Dosierung von medizinischem Cannabis sollte individuell und einschleichend je nach Konsumform erfolgen. Bei getrockneten Cannabisblüten empfiehlt sich eine Anfangsdosis von 0,25 bis maximal 1 g pro Tag, abhängig vom THC-Gehalt der Sorte. Die Dosis kann alle 1–3 Tage um etwa 25–100 mg Cannabis (entsprechend 2,5–5 mg THC) gesteigert werden, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist. Die maximale Tagesdosis sollte 3 g nicht überschreiten .
Bei oralen Darreichungsformen, wie Dronabinol, beginnt die Therapie üblicherweise mit einer niedrigen Dosis, z. B. 2,5 mg THC, die alle zwei Tage um 2,5 mg gesteigert werden kann, abhängig von der Verträglichkeit und dem therapeutischen Effekt.
Medizinisches Cannabis kann bei chronischen Schmerzen eine wirksame Therapieoption sein. Allerdings sollten Sie als behandelnder Arzt potenzielle Nebenwirkungen sorgfältig abwägen und Ihre Patienten entsprechend aufklären.
Vermeiden Sie die Verordnung von Cannabis bei Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen, Psychosen, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit.
Eine sorgfältige Patientenauswahl und regelmäßige Überwachung sind entscheidend, um die therapeutischen Vorteile von medizinischem Cannabis optimal zu nutzen und Risiken zu minimieren.
Haben Sie Fragen zur sicheren Anwendung von medizinischem Cannabis oder wünschen Sie individuelle Unterstützung bei der Therapieplanung? Wenden Sie sich gerne an die Experten der Hotline von Cannamedical Pharma. Unser erfahrenes Team berät Sie kompetent und persönlich – damit Sie Ihre Patienten bestmöglich begleiten können.
Medizinisches Cannabis wird zunehmend bei chronischen Schmerzen eingesetzt, doch die Studienlage bleibt differenziert. Mehrere randomisierte kontrollierte Studien und Metaanalysen, wie die im National Institutes of Health (NIH), belegen, dass insbesondere THC-haltige Präparate die Schmerzintensität bei neuropathischen und chronischen Schmerzen signifikant reduzieren können. Patienten berichten häufig über eine Verbesserung der Lebensqualität und eine Reduktion der Begleitsymptome wie Schlafstörungen und depressiver Verstimmung.
CBD hingegen zeigt in präklinischen Untersuchungen entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekte, doch klinische Studien, etwa laut einer Analyse der MedUni Wien, liefern bislang uneinheitliche Ergebnisse. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass CBD die psychoaktiven Effekte von THC abschwächen und die Verträglichkeit kombinierter Therapien verbessern kann (rbb Praxis).
Aktuelle Übersichtsarbeiten betonen, dass inhalierter Cannabis bei nicht-tumorbedingten chronischen Schmerzen besonders wirksam sein kann. Orale Cannabinoidpräparate zeigen ebenfalls positive Effekte, allerdings ist die Wirkung häufig dosisabhängig und individuell verschieden. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin fordert deshalb weitere hochwertige Langzeitstudien, um klare Therapieempfehlungen zu entwickeln.
Im Folgenden finden Sie Antworten auf weitere Fragen zum Thema.
Dronabinol ist ein synthetisches THC, das zur Gruppe der Cannabinoide gehört. Es wird in der Schmerztherapie eingesetzt, um neuropathische Schmerzen und Spastiken, insbesondere bei Patienten mit Multipler Sklerose, zu lindern.
Nabilon ist ein weiteres cannabiskonzentriertes Arzneimittel, das in der Schmerztherapie eingesetzt wird. Es wird häufig bei Tumorerkrankungen verwendet, um Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Zu den verfügbaren Fertigarzneimitteln gehören Nabiximols und Dronabinol. Diese Medikamente sind speziell formuliert, um in der Schmerztherapie eingesetzt zu werden und sind in verschiedenen Darreichungsformen wie Kapseln oder öligem Extrakt erhältlich.
Cannabis wird in der Schmerztherapie für eine Vielzahl von Einsatzgebieten genutzt, darunter neuropathische Schmerzen, Störungen durch Spastiken bei Multipler Sklerose und zur Linderung von Schmerzen bei Tumorerkrankungen.
Die Legalisierung von Cannabis hat den Zugang zu medizinischem Cannabis erleichtert und ermöglicht es Ärzten, Patienten besser zu behandeln, die auf konventionelle Schmerzmittel nicht ansprechen. Dies hat zu einer breiteren Akzeptanz des Einsatzes von Cannabis in der Schmerztherapie geführt.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Hanfpflanze, die in der Schmerztherapie verwendet werden, sind Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Diese Wirkstoffe haben schmerzlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften.
Die Inhalation von Cannabis wird in der Schmerztherapie als eine effektive Methode zur schnellen Schmerzlinderung angesehen. Sie ermöglicht eine schnelle Aufnahme der Wirkstoffe in den Blutkreislauf und kann bei akuten Schmerzen sehr hilfreich sein.
Die klinischen Leitlinien für den Einsatz von Cannabis in der Schmerztherapie empfehlen, dass Ärzte die individuellen Bedürfnisse der Patienten berücksichtigen und die Wirksamkeit sowie die Nebenwirkungen von Cannabis-basierten Arzneimitteln regelmäßig überwachen.