Verfasst von: Janina Horn
Lesezeit: 13 Minuten
Veröffentlicht am: 02.05.2025
Verfasst von: Janina Horn
Lesezeit: 13 Minuten
Veröffentlicht am: 02.05.2025
Cannabis als Schmerzmittel gewinnt zunehmend an Bedeutung – besonders bei Beschwerden, die mit klassischen Medikamenten nur unzureichend behandelbar sind. Viele Patient:innen berichten von einer verbesserten Lebensqualität, weniger Nebenwirkungen und einer gezielteren Schmerzlinderung, insbesondere bei Nervenschmerzen, entzündlichen Erkrankungen oder Fibromyalgie.
In dieser Übersicht erfahren Sie, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit vorliegen, wie Cannabis im Vergleich zu herkömmlichen Schmerzmitteln abschneidet und in welchen Fällen es medizinisch sinnvoll eingesetzt werden kann.
In diesem Kapitel erhalten Sie einen Überblick über die Hauptwirkstoffe von Cannabis, seine Rolle in der Schmerzlinderung und die entzündungshemmenden Eigenschaften.
Die Cannabispflanze enthält über 100 identifizierte Cannabinoide, von denen THC und CBD die bekanntesten und am besten erforschten sind. THC ist für die psychoaktiven Effekte verantwortlich, während CBD nicht psychoaktiv wirkt. Beide Substanzen interagieren mit dem Endocannabinoid-System des Körpers, das eine Schlüsselrolle bei der Schmerzmodulation spielt.
THC bindet an CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem und kann dadurch die Schmerzempfindung reduzieren. Es wirkt analgetisch und kann bei bestimmten Schmerzarten, wie neuropathischen Schmerzen, effektiv sein.
CBD hingegen moduliert die Wirkung von THC und kann entzündungshemmend sowie anxiolytisch wirken. Die Kombination beider Cannabinoide kann synergistische Effekte erzielen, was in der Praxis zu einer verbesserten Schmerzlinderung führen kann.
CBD besitzt entzündungshemmende Eigenschaften, die durch die Hemmung von Zytokinen und die Modulation des Immunsystems vermittelt werden. Diese Effekte können bei entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen therapeutisch genutzt werden. Darüber hinaus können Terpene, aromatische Verbindungen in Cannabis, ebenfalls entzündungshemmend wirken und die Effekte von Cannabinoiden ergänzen. Diese Zusammenwirkung wird auch als Entourage-Effekt bezeichnet.
Cannabis gewinnt in der Behandlung chronischer Schmerzen zunehmend an Bedeutung. Insbesondere bei Rückenschmerzen und neuropathischen Schmerzen können positive Effekte auftreten. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über die aktuellen Erkenntnisse zu diesen Indikationen.
Chronische Rückenschmerzen stellen eine häufige Herausforderung in der medizinischen Praxis dar. Ein neu entwickeltes Cannabis-Fertigmedikament, bekannt als VER-01, wurde in einer größeren Studie untersucht. Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen erhielten über 15 Wochen entweder VER-01 oder ein Placebo. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Reduktion der Schmerzintensität in der VER-01-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe.
Das deutet darauf hin, dass Cannabis-basierte Medikamente eine wirksame Option zur Linderung chronischer Rückenschmerzen sein könnten. Es ist jedoch wichtig, die individuellen Bedürfnisse und möglichen Nebenwirkungen bei der Verordnung zu berücksichtigen.
Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigungen des Nervensystems und sind oft schwer zu behandeln. Cannabis-basierte Medikamente, wie das Mundspray Nabiximols (Sativex), das standardisierte Gehalte an THC und CBD enthält, sind in mehreren Ländern, einschließlich Deutschland, zur Behandlung von Spastik bei Multipler Sklerose zugelassen.
In Kanada umfasst die Zulassung auch die begleitende Behandlung von neuropathischen Schmerzen bei Multipler Sklerose und die Schmerzbehandlung von Krebspatienten, bei denen eine Therapie mit Opioiden nicht anschlägt.
Die Anwendung von Cannabis bei neuropathischen Schmerzen sollten Sie ebenfalls sorgfältig abwägen, insbesondere unter Berücksichtigung der individuellen Patientensituation und möglicher Nebenwirkungen.
Über die bereits genannten Anwendungsmöglichkeiten hinaus gibt es Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit von Cannabis bei weiteren Erkrankungen:
Bitte beachten Sie, dass die Evidenzlage für einige dieser Indikationen noch begrenzt ist und weitere Forschung erforderlich ist.
Medizinisches Cannabis können Sie gezielt gegen die Schmerzen Ihrer Patienten einsetzen. Im Folgenden finden Sie alles, was Sie zur Dosierung, Kontrolle der Wirkung und den verschiedenen Anwendungsformen von Cannabis als Schmerzmittel wissen müssen.
Die Dosierung von medizinischem Cannabis sollten Sie individuell festlegen, da Patienten unterschiedlich auf Cannabinoide reagieren. Für Cannabisblüten liegt die durchschnittliche Tagesdosis in Deutschland bei etwa 1.000 mg, verteilt auf 5–6 Einzeldosen. Die maximale Tagesdosis sollte 3.000 mg nicht überschreiten.
Bei unerfahrenen Patienten empfiehlt sich ein vorsichtiger Einstieg mit einer Anfangsdosis von 10 mg getrockneter Blüten mit beispielsweise 10 % THC-Gehalt. In einigen Fällen kann bereits eine Tagesdosis von 100 mg therapeutisch wirksam sein.
Bei oralen Darreichungsformen wie Dronabinol, Ölen oder Kapseln ist eine niedrigere Dosierung üblich, da die Bioverfügbarkeit und Wirkungsdauer variieren. Eine schrittweise Titration ermöglicht es, die optimale Dosis für den Patienten zu finden und Nebenwirkungen zu minimieren.
Für eine effektive Schmerztherapie mit medizinischem Cannabis spielt die Auswahl der richtigen Sorte eine zentrale Rolle. Verschiedene Kultivare unterscheiden sich hinsichtlich ihres THC- und CBD-Gehalts sowie ihres Terpenprofils – und damit auch in ihrer Wirkung. Informieren Sie sich über das gesamte Produktsortiment und finden Sie geeignete Präparate für Ihre Patienten. Als Fachperson können Sie sich jederzeit im CannaMedical-Fachshop registrieren, um gezielt zu bestellen und auf aktuelle Produktdaten zuzugreifen.
Um die therapeutische Wirkung von Cannabis zu maximieren, sollten Sie folgende Faktoren berücksichtigen:
Wenn Sie sich tiefergehend mit dem Einsatz von Cannabis in der Schmerzmedizin befassen möchten, steht Ihnen der geschützte Fachbereich zur Verfügung – mit weiterführenden Informationen, Studien und Materialien zur ärztlichen Anwendung. Darüber hinaus laden wir Sie herzlich zur CannAcademy Live-Konferenz ein, um sich mit Kolleg:innen auszutauschen und aktuelles Wissen aus Praxis und Forschung zu vertiefen.
Die Auswahl der geeigneten Anwendungsform hängt von der individuellen Situation des Patienten ab:
Die Wahl der Cannabis Konsumform sollten Sie in jedem Fall gemeinsam mit dem Patienten treffen, um die bestmögliche therapeutische Wirkung zu erzielen.
Sie möchten Ihre Patienten noch gezielter beraten oder haben Fragen zur passenden Anwendungsform?
Wenden Sie sich gerne an die Experten der Cannamedical-Pharma-Hotline – das Team unterstützt Sie kompetent bei allen Fragen rund um Medizinalcannabis, Produktauswahl und Anwendungsmöglichkeiten.
In Deutschland dürfen Sie medizinisches Cannabis auf Rezept bei schwerwiegenden Erkrankungen verordnen, wenn herkömmliche Therapien nicht ausreichen oder nicht vertragen werden. Die Verschreibung erfolgt seit 2024 auf einem regulären Rezept – ein BtM-Rezept ist nicht mehr erforderlich. Gesetzlich Versicherte müssen vor der ersten Verordnung eine Kostenübernahme bei der Krankenkasse beantragen. Bei medizinischer Notwendigkeit und ausreichender Dokumentation ist die Genehmigung in vielen Fällen möglich.
Als Arzt/Ärztin oder Apotheker/in sollten Sie die potenziellen Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis kennen, um Ihre Patienten umfassend beraten zu können. Häufig treten zum Beispiel unerwünschte Effekte wie Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit oder Konzentrationsschwierigkeiten auf.
Zudem können kardiovaskuläre Reaktionen wie Tachykardie und Blutdruckabfall sowie psychische Effekte wie Angstgefühle, Paranoia oder Halluzinationen auftreten, insbesondere bei höheren THC-Dosierungen oder entsprechender Prädisposition.
Langfristig kann regelmäßiger Cannabiskonsum zu Toleranzentwicklung und potenzieller Abhängigkeit führen. Eine engmaschige Betreuung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen sollten deshalb unbedingt erfolgen, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und die Therapie entsprechend anzupassen.
Eine detaillierte Übersicht und weiterführende Informationen finden Sie in diesem Artikel: Nebenwirkungen von Cannabisarzneimitteln.
Welche Behandlung kommt in Frage? Im Folgenden zeigen wir Ihnen, welche Wirkweisen, Nebenwirkungen und Abhängigkeitspotenziale die verschiedenen gängigen Schmerzmittel im Vergleich zu Cannabis haben:
Opioide (z. B. Morphin, Oxycodon, Fentanyl)
Antidepressiva (z. B. Amitriptylin, Duloxetin)
Antikonvulsiva (z. B. Gabapentin, Pregabalin)
Medizinisches Cannabis (THC, CBD)
Im Folgenden finden Sie Antworten auf weitere Fragen zum Thema.
Die Wirksamkeit von Cannabis gegen Schmerzen wird klinisch untersucht und viele Studien zeigen, dass Cannabinoide wie THC und CBD schmerzlindernde Wirkungen haben. Besonders bei Menschen mit chronischen Schmerzen kann Cannabis die Lebensqualität erheblich verbessern.
Ja, seit 2017 ist es in Deutschland möglich, Cannabis als Arzneimittel zu verschreiben. Ärzte können Patienten mit starken Schmerzen oder bestimmten Erkrankungen eine Therapie mit medizinischem Cannabis anbieten.
Cannabis enthält verschiedene Cannabinoide, darunter Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Diese Substanzen wirken auf das Endocannabinoid-System im Körper und können Schmerzen lindern und entzündungshemmende Effekte haben.
Cannabis wird in Deutschland zunehmend häufiger als Schmerzmittel verwendet, insbesondere bei Patienten, die nicht auf herkömmliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder starke Schmerzmittel ansprechen.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis gehören Schwindel, Müdigkeit und Veränderungen des Appetits. In einigen Fällen können auch starke Nebenwirkungen auftreten, weshalb eine ärztliche Überwachung wichtig ist.
Die Anwendung von medizinischem Cannabis gilt als sicher, wenn sie unter ärztlicher Aufsicht erfolgt. Ärzte berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse der Patienten und verschreiben die geeigneten Dosierungen.
Ja, Cannabis kann auch bei akuten Schmerzen eingesetzt werden. Die schmerzlindernde Wirkung kann helfen, akute Beschwerden zu lindern, insbesondere wenn herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichend wirken.
In der Therapie mit medizinischem Cannabis spielt Cannabis eine zentrale Rolle, da es eine natürliche Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln darstellt. Die schmerzlindernde Wirkung und die entzündungshemmenden Eigenschaften machen es zu einer wertvollen Option für viele Patienten.
Viele Menschen mit chronischen Schmerzen berichten von einer verbesserten Lebensqualität durch die Verwendung von Cannabis. Es kann helfen, Schmerzen und Entzündungen zu reduzieren, wodurch die Patienten aktiver und weniger belastet sind.